Situation
Die Römisch-Katholische Kirche Bruder Klaus befindet sich am Tor zur Altstadt von Liestal. 1960–61 nach den Plänen von Fritz Metzger erbaut, ist sie ein bedeutender Zeitzeuge der modernen Sakralbauten in der Schweiz. Das Pfarrhaus, an welches damals angebaut wurde wird den heutigen Bedürfnissen aber nicht mehr gerecht und soll ersetzt werden.
Der projektierte Kopfbau markiert eine neue, offene Präsenz an der Rheinstrasse und steht gleichzeitig im Dialog mit den bestehenden Bauten. Er lädt Besuchende zum Verweilen ein und verbindet Menschen und die Angebote der Pfarrei: Kirchhof mit Kirche, Pfarrheim und Saal, sowie den Park.
Architektur
Das markante Volumen strahlt Selbstbewusstsein aus. Sein gefaltetes Dach zeichnet eine einladende Geste, einen Auftakt zum Gebäude-Ensemble, und holt die Menschen an der Strasse ab. Gleichzeitig lässt die Form dem hohen auskragenden Kirchenvordach genügend Raum und Wichtigkeit, scheint dieses sogar zu umrahmen.
Der Neubau ragt wie der gegenüberliegende Kirchturm leicht über die prägende Kirchhofmauer hinaus in die Rheinstrasse. Er bildet analog dem alten Pfarreihaus den westseitigen Abschluss des Hofes, welcher zum Innehalten einlädt und einen intimen Zugang zur Kirche und dem neuen Foyer bietet.
Die durchlässige Begegnungszone im Erdgeschoss führt auf der anderen Seite ins weitläufige Grün des Areals, welches an den Spitalpark anschliesst. Der motorisierte Verkehr wird auf Ausnahmen beschränkt, um die Aussenanlage als Erholungs- und Veranstaltungsort aufzuwerten. Zwei hindernisfreie Parkplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Rheinstrasse und dem Eingang, welcher direkt die verschiedenen Nutzungen auf allen Etagen erschliesst.
Um die Niveaus des bestehenden Pfarrheims und der Umgebung allseitig aufzunehmen, sind die unteren Geschosse als Splittlevel organisiert. Die breite Treppe in der Begegnungszone führt vom Hauptraum zum kleineren Foyer vor dem Saal und kann als Tribüne, zum Verweilen oder als Spiellandschaft für Kinder genutzt werden.
Die Obergeschosse können ebenso vielseitig bespielt werden. Neben dem Treppenkern, welcher auch die Gebäudetechnik mitfasst, bilden wenige Stützen die primäre Tragstruktur. Dadurch kann der Grundriss fast beliebig verändert werden. Die Innenwände treffen dabei auf die Module des engen Fassadenrasters.
Die feingliedrige Struktur der Holzlamellen umhüllt das Haus wie ein Kleid, welches durch einzelne Akzente geschmückt wird. Diese bilden die Eingänge und grossen Verglasungen im Parterre. Das gestrichene Holzrelief wirkt weich im Kontrast zu den glatt verputzten Fassaden und Sichtbetonelementen der Bestandesbauten und doch zeigt sich in der Ausformulierung eine Verwandtschaft.
Tragwerk und Technik
Das Untergeschoss mit Decken, Aussenwänden und Stützen aus Beton bildet den Sockel des Holzbaus. Die tragende Primärstruktur des kompakten Baukörpers ist als Skelett ausgebildet, die Aussteifung durch die betonierten Wände am Kern gewährleistet.
Diese offene Bauweise und eine Umsetzung mit konsequenter Bauteiltrennung gewährleistet eine einfache Anpassung an wechselnde Bedürfnisse. Dadurch manifestiert sich das Projekt wirtschaftlich und ökologisch sowohl in der Erstellung, wie im Betrieb.
Um den Energiebedarf und Unterhalt des Neubaus möglichst gering zu halten, wird neben einer effizienten Gebäudehülle, so wenig Technik wie möglich eingesetzt. Praktisch alle Räume, inklusive Nasszellen stossen an die Fassade und können so natürlich belichtet und belüftet werden. Ausserdem eignen sich die südseitigen Dachflächen hervorragend für eine Photovoltaikanlage. Der Neubau strahlt dadurch nicht nur gute Energie aus, er wird sogar regelrecht zum Kraftwerk.
Offener Projektwettbewerb 2022
Ausloberin: Römisch-Katholische Kirchgemeinde Liestal
Nutzung: Kirchgemeindehaus, Büros
Modell und -fotos: Modellbau Zaborowsky