WW Wohnheim Säget Belp
Projektwettbewerb Natalie Stiftung – Wohnheim Säget in Belp
Projektbeschrieb

 

Situation

Das Grundstück der Nathalie Stiftung für den Ersatzneubau des Wohnheims für erwachsene Menschen mit autistischem Syndrom befindet sich im Säget-Quartier von Belp, welches durch eine lockere heterogene Struktur aus vorwiegend Wohnbauten verschiedener Zeitepochen geprägt ist. Im Osten wird es durch die mit grossen Bäumen gesäumte Gürbe, im Westen durch die Sägetstrasse begrenzt. Die Ecke im Nordwesten ist mit einem schmucken Riegelhaus besetzt, in welchem sich die Verwaltung befindet. Daran vorbei führt der Fussgängerzugang zum neuen Wohnheim und der motorisierte Verkehr wird über eine Rampe in die Tiefgarage gelenkt. Am Ende des Wegs spannt sich zwischen Altbau und projektierten Neubau ein grosszügiger Platz auf.

Das neue Gebäude besteht aus zwei Kuben, welche sich in ihren Proportionen und Ausrichtung harmonisch in die Umgebung einpassen. Im einen befinden sich der Haupteingang – markiert durch den darüberliegenden, auskragenden Balkon, die Erschliessung und allgemeine Räume, sowie die Studios; im anderen sind die Wohngruppen untergebracht. Die zwei im Prinzip autonomen Gebäudekörper sind durch einen filigranen, verglasten Zwischenbau verbunden, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten.

 

Landschaft

Das Wohnheim ist von einem Garten umgeben, welcher den Bewohnern eine abwechslungsreiche Freizeit und Arbeitsorte bietet. Die einzelnen Bereiche für die Studios im Nordosten, für die Wohngruppen im Süden und für gemeinsame Nutzungen im Südosten sind mittels einem durchgängigen Wegnetz verbunden, welches sich stellenweise zu kleineren und grösseren Plätzen ausweitet. Der Bereich vor dem Haupteingang ist als Teil dieses Netzes der grösste Platz und als einziger öffentlich zugänglich und einsehbar. Die verschiedenen Grünflächen – Magerwiese, Strauchgruppen, Pflanzbeete, Rasen – unterteilen und begrenzen zusammen mit den gezielt gesetzten Gebäudeteilen die einzelnen Zonen.

Der Bestand an teilweise alten Bäumen vor allem entlang des Flussufers, soll weitgehend erhalten bleiben und wo nötig mit neuen Obst- und Laubbäumen ergänzt werden.

 

Räumliches und architektonisches Konzept

Die klaren und einfachen räumlichen Strukturen lassen eine grosse Nutzungsflexibilität zu. Ihnen zugrunde liegt ein regelmässiges Raster, welches sich in der Fassade mit horizontalen und vertikalen Holzleisten abzeichnet und an das Bild der traditionellen Riegelhäuser erinnert. Die einzelnen Seiten unterscheiden sich in Anzahl und Art der Öffnungen. So verfügen die südorientierten Wohnräume über eine Vielzahl an Fenstern, in der Hydrotherapie verwischt die Grenze von Innen und Aussen durch grossformatige Schiebetüren, die Werkstatt wird von optimalem Nordlicht geflutet und die vorwiegend auf der Nordseite liegenden Nebenräume sind nur spärlich zur natürlichen Belichtung geöffnet.

Im kompakt organisierten Gebäude werden Wege für Bewohner und Personal kurz gehalten. Der zentral angeordnete Erschliessungskern mit Lift bedient alle Bereiche und Geschosse, wobei diese jeweils zusätzlich über individuelle Eingänge, beziehungsweise Gartenausgänge verfügen.

Die neutrale Ausformulierung der Studios und Wohngruppen, lassen eine individuelle auf die einzelnen Bewohner und ihre Bedürfnisse zugeschnittene Ausformulierung zu. Die Organisation der Raumsequenzen und Bezüge sind auf die Wahrnehmung autistischer Menschen ausgerichtet, um ihnen den Alltag und die Orientie-rung in ihrer Umgebung zu erleichtern. Dabei lassen sich bei Bedarf einzelne Bereiche unterteilen und zuschalten, wie zum Beispiel privater – öffentlicher Bereich innerhalb der Wohngruppe oder isoliertes Studio mit Dienstzimmer.

 

Konstruktion und Gebäudetechnik

Die zwei dreigeschossigen Gebäudevolumen sind als Holztafelbau auf einem minimalen Untergeschoss und Sockel in Ortsbeton konzipiert. Die Bauweise weist einen hohen Vorfertigungsgrad und somit kurze Bauzeit bei grosser struktureller Flexibilität aus. Alle Längswände und Fassaden sind tragend ausgebildet, einzelne tragende Querwände dienen der Aussteifung. Die Hohlkastenelemente der Decke überspannen das Gebäude in Querrichtung. Aufgrund der durch die Nutzung erhöhten Sicherheitsanforderungen wird die Tragstruktur mit Feuerwiderstand EI60 ausgerüstet.

Gebäudetechnik und –hülle sind auf einen tiefen Energieverbrauch ausgelegt. Der ökologischen Bauweise entsprechend, wird die Verteilung systemgetrennt geführt und durch die vertikalen Schächte optimiert. Für die Wärmeerzeugung ist eine vollautomatische Pelletheizung vorgeschlagen, die Verteilung mittels selbstregulierender Bodenheizung. Das Warmwasser wird mit der Solaranlage auf dem Dach aufbereitet, im Winter wird dafür zusätzlich die Heizung eingesetzt. Die Lüftungsanlage mit Wärmetauscher weist einen hohen Wirkungsgrad auf. Die Minergie-P-Kennzahl von 30 W/m2a wird eingehalten.

Projektdaten

Offener Projektwettbewerb 2013
Ausloberin: Nathalie Stiftung Gümligen
Nutzung: Wohnheim für erwachsene Menschen mit autistischem Syndrom